Zweite Tour
Der neue Tag begrüßt uns mit einem weiß-blauen Himmel und Sonnenschein!
Blick über Kartitsch am Morgen
Mit dieser Aussicht auf einen wettermäßig bombigen Tag starten wir nach einem ausgiebigen Frühstück gegen 9 Uhr auf unserer üblichen Strecke ins Tal und nutzen die 5 Kehren auf dem Weg nach Tassenbach schon mal, um etwas Temperatur in die Reifen zu bringen. Bis Innichen haben wir die übliche und schon von gestern bekannte Talstrecke im Verbund des morgendlichen Verkehrs zu ertragen, aber dann lockt die Nordrampe des Kreuzbergpasses mit ihren schnellen Kurven ins Friaul. Die Passhöhe selbst lassen wir ohne Halt hinter uns liegen und folgen weiter den kurvigen Verlockungen der Straße nach Padola, die sich inklusive der 4 Tornanti schnell und flüssig fahren lässt.
Kurz hinter Padola verlassen wir die SS52 nach rechts auf die SP532, um über diese fast leere, schmale Straße zum Passo San Antonio zu fahren. Wir sind diesen kleinen Pass auf dem Weg nach Auronzo di Cadore bereits im vergangenen Jahr gefahren, aber wir hatten so gute Erinnerungen daran, dass er auch dieses Jahr erneut auf dem Tourenzettel aufgetaucht ist. Kurz hinter der Passhöhe biegen wir diesmal aber Richtung Danta di Cadore links ab, um die in einem großen Bogen um den Lago Cestella führende SP6 unter die Räder zu nehmen, die etwas weiter südlich wieder auf die SP532 führt. Keine Angst, außer vier engen und hakeligen Tornanti versäumt man auf dieser Strecke nichts, gewinnt aber einige flotte Wedelkurven und einen schönen Ausblick auf die italienische Bergwelt - und die wirklich kurvenreiche Südrampe kommt erst noch. Diese hört auch erst kurz vor der Ortschaft auf, in der man an der Kirche links abbiegt, um auf dem Weg nach Süden wieder auf die SS52 zu stoßen. Den Halt zum Fotografieren der Kirche auf der gegenüberliegenden kreisförmigen Bushaltestelle schenken wir uns heute, die Bilder haben wir ja noch vom vergangenen Jahr.
Wir fahren also ohne FoPa auf der SS52 nach Süden bis Pelos di Cadore, wo sie deutlich schmaler wird als unten im Tal und sich in vielen Kurven von schnellen Schwüngen bis zu langsamen Spitzkehren zum Passo della Máuria auf knapp 1.300m üNN hochschwingt. Die Passhöhe selbst ist wegen der Bewaldung zwar als Aussichtspunkt eher ungeeignet und wir halten deshalb auch nicht an, aber diese unbekannte kleine Straße ist wegen des kaum bis gar nicht vorhandenen Verkehrs immer wieder ein Genuss. Die SS52 führt auf der Ostrampe ins Tal nach Ampezzo (nicht verwechseln mit dem anderen, da kommen wir aber noch drauf) und Priuso, wo wir nach rechts auf die noch etwas schmalere SR552 abbiegen, die uns über Forcella di Priuso und Forcella di Monte Rest nach Tramonti di Sotto führt. Nachdem wir bereits auf der Ostrampe des Passo della Máuria das Tal des Tagliamento betreten haben, queren wir diesen letzten Wildfluss Italiens zwischen den beiden letztgenannten Sätteln noch einmal und lassen ihn dann endgültig hinter uns. Mit Überfahren der Forcella di Monte Rest befinden wir uns im Tal der Meduna und folgen diesem bis Navarons. Jetzt bin ich mit dem Schreiben aber ein bisschen zu schnell, denn vorher, in Tramonti di Sotto, lockt uns ein typisches Straßencafé zu einem Cafe Americano und einem kleinen Imbiss, um uns für den Nachmittag zu stärken.
Wie bereits erwähnt, geht es danach weiter nach Navarons, hier wenden wir uns auf der SP63 nach Westen und folgen deren kurvigem Geläuf über die Forcella di Pala Barzana zum Lago di Bàrcis und von dort aus dem Flusslauf der Cellina nach Norden bis Cimolais. Von dort nehmen wir den Aufstieg zum Passo di San Osvaldo und stossen später wieder hinab ins Piavetal. Die über diesen kleinen, unspektakulären Pass führende SR251 ist zügig befahrbar, selbst die Kehren sind von ausreichend großem Radius, um sie flott durchschwingen zu können, die Strecke stellt also keine Herausforderung an das fahrerische Können, sie geht leicht von der Hand, macht aber Spass.
Aus dem Piavetal heraus geht es über die ebenso schön geschwungene, dem Tal folgende SP251 Richtung Norden bis Forno di Zoldo. Hier beginnt die Südwest-Rampe zur Forcella Cibiana, deren Erbauer wohl ein großes Herz für Motorradfahrer hatten, hier können wir neben dem guten Straßenbelag auch die sich immer wieder eröffnenden Ausblicke auf die umgebenden Berge genießen - und natürlich all die flotten Kurven, die hier eingebaut wurden! Im an der Passhöhe gelegenen Rifugio Remauro legen wir im Schatten des 2181m hohen Monte Rite noch eine Kaffeepause ein und genießen die warme Nachmittagssonne, bevor wir uns in nördlicher Richtung auf der ebenso hervorragenden Nordostrampe nach Venas di Cadore aufmachen, wo wir auf die SS51 abbiegen und dem Verlauf des Torrente Bóite nach Cortina d'Ampezzo folgen. Hier ist schon zu bemerken, dass die großen Verkehrs- und Touristenströme den großen Straßen folgen, denn hier ist schon wieder jede Menge los.
Forcella Cibiana
Nachdem wir uns durch Cortina d'Ampezzo gekämpft haben, geht es hinauf zum Passo Tre Croci auf 1810m und danach fast höhengleich dem Misurinapass entgegen. Die gut ausgebaute Straße würde trotz des etwas mitgenommenen Belages eine schnellere Fahrweise erlauben, aber der Gegenverkehr beeinträchtigt die Überholmöglichkeiten doch etwas und bremst uns zwischen den Blechdosen ein. Der große Parkplatz am Misurinasee war voll und wir bekamen auf dem kleinen Parkplatz am Nordende des Sees gerade noch ein Plätzchen. Aber bei der Windstille entschädigte der spiegelglatt daliegende See mit Blick auf das Hotel am Südende und der dahinterliegenden Bergkulisse für alle Entbehrungen bei der Anfahrt und der Parkplatzsuche.
Misurinasee
Bergab Richtung Toblach und weiter auf der Pustertaler Straße hatte die allgegenwärtige Autoschlange uns wieder, aber als wir nach 334km im Hotel ankommen, sind wir einstimmig der Meinung, dass uns die Erlebnisse des Tages auf kleinen, vom Tourismus bisher unentdeckten, nahezu unbefahrenen Sträßchen und das dazu passende sonnige Wetter keiner mehr nehmen kann!