Osttirol - Die Zweite
Die Männertour 2018 führt uns wieder nach Osttirol, weil es uns dort gut gefiel und wir wegen des Regens am Sonntag unsere letzte Tour im vergangenen Jahr nicht fahren konnten.
Anfahrt, erster Teil
Für mich bedeutet das, von Wittingen aus zunächst nach Kitzingen zu fahren und dann weiter zum Treffpunkt in Saulgrub. Um 6:15 Uhr starte ich in Wittingen und umfahre Wolfsburg großzügig im Osten, um nicht in den Stau der Frühschicht im VW-Werk zu geraten. Das gelingt mir nicht ganz, weil etliche Mitarbeiter eine ähnliche Strategie verfolgen und mich doch ein wenig aufhalten, so dauert es eine gute Stunde, bis ich zwischen Königslutter und Helmstedt auf freiere Straßen stoße und zügiger nach Süden fahren kann. Im Harz stoße ich dann noch auf eine Baustellenumleitung, die im Internet nicht verzeichnet war und mir eine Sightseeing-Tour durch Wernigerode, einige Kilometer Umweg und einen weiteren Zeitverlust einbringt. Zunächst entschädigt dafür die kurvige Ausweichstrecke von Wernigerode über die B244 und B27 zur Rappbodetalsperre mit dem Ausblick über die - zumindest zu diesem Zeitpunkt - längste Hängebrücke der Welt, bevor mich die originale Strecke über Hasselfelde, Nordhausen und Eisenach nach Meiningen führt. Dort entscheide ich mich wegen des mittlerweile auf knapp einundeinehalbe Stunde angewachsenen Zeitverlustes, über die A71 und die A7 weiterzufahren. In Kitzingen schnell die Q getränkt und schon stehe ich nur 30 Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt bei Thomas vor der Tür, wo wir eine ordentliche Brotzeit als Grundlage für den Nachmittag einnehmen.
Danach geht es zu zweit nach Marktbreit, um bis Wörnitz auf der A7 Kilometer zu fressen. Die Bundesstrasse führt uns von Wörnitz über Feuchtwangen, Dinkelsbühl, Nördlingen und Donauwörth nach Augsburg und von dort über Landsberg am Lech und Schongau nach Saulgrub ins Bayrische Paradies, wo wir von Bruder Rahman und den Schwestern freudig empfangen werden. Kurz nach uns kommt auch Günter an und wir können uns nach dem Beziehen der Zimmer auf das Einlaufbier und das gewohnt gute Essen konzentrieren.
Ach ja, bis hierher waren es für mich heute 715km und um unsere beiden Kumpel Heinz und Thomas aufzumuntern, gibt es noch ein Bild von uns Dreien, das wir natürlich per WhatsApp gleich zustellen.
Anfahrt, zweiter Teil
Nach einem ordentlichen Frühstück machen wir uns zu dritt vom Bayrischen Paradies aus auf den Weg nach Kartitsch. Wir haben zwei Alternativen für die Route vorbereitet und entscheiden uns wegen des guten Wetters und der Vorhersage bis zum Mittag für den ersten Teil unserer Fahrt für die Strecke über den Kesselberg, entlang des Walchensees durch das Isartal (Vorderriss) zum Sylvensteinspeicher und vorbei am Achensee und weiter über Kitzbühl, Pass Thurn nach Mittersill. An einem frühen Donnerstag Vormittag ist ja nicht viel Verkehr zu erwarten und diese Vermutung bestätigt sich auch, aber leider nur bis zum Kesselberg, dort laufen wir nach den ersten Kurven auf einige Bürgerkäfige auf, die leider noch unterhalb der erlaubten Höchstgeschwindigkeit den Berg hinauf schleichen, Überholen ist erst am Walchensee möglich, aber danach haben wir freie Fahrt bis Wallgau und können die Kurven entlang des Sees richtig genießen. Auch im Isartal ist es ruhig und wir sind bis auf einige Radfahrer alleine auf der Straße. Das ändert sich wie erwartet erst mit dem Abbiegen auf die österreichische B181, auf der doch einige Wohnmobile und Urlauberautos auf dem Weg in den Süden sind, was uns aber nicht allzusehr aufhält und so erreichen wir zügig den Parkplatz an der Achensee Straße, wo wir eine Zigaretten- und Fotografierpause einlegen.
Danach geht es - leider - inmitten einer Autoschlange hinter diversen Lkw und Bussen über die Kanzelkehre hinab ins Inntal. Am Kreisverkehr verlassen wir die Autokarawane jedoch und nutzen die Landstraße nördlich von Inn und Inntal-Autobahn bis kurz hinter Angath, wo wir auf die B170 wechseln und über Brixen im Thale nach Kitzbühel fahren. Nachdem wir den dortigen Trubel hinter uns gelassen haben, geht es über die schön geschwungenen Kurven des Pass Thurn nach Mittersill. Dort wird bei einer längeren Pause den Mopeds und den Fahrern Futter zugeführt und auf Grund des vielversprechenden Himmels über den Bergen die Entscheidung getroffen, der Weiterfahrt über den Großglockner den Vorrang vor dem Felbertauerntunnel zu geben.
Die Fahrt über die B168 bis zum Abzweig nach Fusch ist zwar nicht prickelnd, aber mit der Vorfreude auf die Großglockner Hochalpenstraße erträglich. Angesichts des doch schon fortgeschrittenen Nachmittags kommen wir an der Mautstelle in Ferleiten ohne Wartezeit ans Bezahlen unserer jeweils 26 Euro Maut. Ein stolzer Preis, aber die griffige und fast leere Straße ist es uns wert. Die erste Pause legen wir auf der Edelweissspitze ein, von der sich uns trotz des bedeckten Himmels ein phantastischer Blick bis zum Zeller See erschließt.
In der entgegengesetzten Richtung sieht es leider etwas dunkler aus und wir sehen auch einige Regenbänder. Die Wettergötter haben aber ein Einsehen und wir bekommen auf der Weiterfahrt nur einige Tropfen ab, obwohl die Straße stellenweise ziemlich nass ist und hinter dem Hochtor ist der Himmel zwar bedeckt, aber wir kommen trocken an der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe an. Der dortige Parkplatz ist voll mit Motorrädern (der Beginn des Harley-Treffens am Faaker See naht), aber wir bekommen jeder einen Parkplatz an der Aussichtsterrasse. Der Blick auf die Pasterze lässt uns erschrecken, sie ist bei weitem nicht mehr so lang wie noch vor vier Jahren, als wir auf der Anfahrt zur Männertour in Kärnten das letzte Mal dort waren. Etwas ernüchtert besteigen wir unsere Maschinen und lenken sie wieder talwärts Richtung Heiligenblut und dann weiter nach und durch Lienz und auf der B100 durchs Tal der Drau nach Tassenbach, wo wir links abbiegen und den Berg hinauf fahren Richtung Kartitsch. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch fahre ich an der Stelle vorbei, an der ich bei der Abreise im vergangenen Jahr auf nasser Straße gestürzt bin, aber heute geht alles glatt und wenige Kilometer später stehen wir nach einer gemütlichen Tagesstrecke von 368km in der Garage des Hotel Waldruhe, wo wir uns nach einer Dusche in der Vorfreude auf das immer leckere Abendmenü ein Einlaufbier genehmigen, die neue Einrichtung bewundern und dann den Tag ausklingen lassen.
Erste Tour
Die erste Tour durch Osttirol! Beim gestrigen Abendessen haben wir aus den insgesamt 5 vorbereiteten Touren die über den Staller Sattel ausgewählt, denn die schnellen Kurven im Antholzer Tal haben wir von der Tour 2010 noch in guter Erinnerung. Wie am Vortag nehmen wir den Verkehr auf der B100 bzw. SS49, wie sie ab der Grenze heißt, mehr oder weniger geduldig hin. Nach dem Abbiegen ins Antholzer Tal halten wir an einem Parklatz an, weil ich die Kamera installieren will, muss aber feststellen, dass die Fernbedienung sich nicht mit der Kamera koppeln will - also keine bewegten Bilder von der heutigen Fahrt. :-( Dem nachfolgenden Kurvenspass im Antholzer Tal tut das jedoch keinen Abbruch, die trotz bedeckten Himmels trockene Straße macht immer noch viel Spaß!
Wir wussten ja, dass der Staller Sattel abwechselnd für 30 Minuten in jeder Richtung freigegeben wird und die Ampel für die Fahrtrichtung bergauf jeweils zur halben Stunde auf Grün schaltet und haben unsere Ankunft so gewählt, dass wir um ca. Viertel nach 10 Uhr ankommen. Es stehen zwar einige Autos vor der roten Ampel, aber wir sind die einzigen Motorräder und stellen uns ganz nach vorne an die Ampellinie. Als gut 15 Minuten später die Ampel die letzten 59s herunterzählt, starten wir die Motoren und lassen sofort beim Aufleuchten des grünen Signals die Kühe brüllen. Im oberen Teil zwingen uns einige (richtige) Kühe auf der Straße zum Abbremsen, doch sie machen uns gemächlich, aber bereitwillig Platz. Der Parkplatz an der Passhöhe ist zwar sehr frei, aber das diesige Wetter und die tiefhängenden Wolken sind dem eigentlich herrlichen Ausblick ins Antholzer Tal sehr abträglich und wir fahren nach kurzer Absprache ohne Halt weiter. Auch auf der Ostrampe herrscht fast gähnende Leere, das HD-Treffen am Faaker See wirkt sich nicht aus, entweder sind noch nicht so viele Teilnehmer angekommen oder sie wollen sich auf den feuchten Straßen nicht die Maschinen schmutzig machen. Wir freuen uns darüber, dass wir die 4 Kehren und die Kurven auf der Defereggentaler Landstraße für uns alleine haben und schwingen fröhlich ins Tal nach Huben, wo wir uns auf der B108 nach Norden wenden und wenige Kilometer später in Matrei nach links ins Virgental abbiegen. Die gut 17km sanft geschwungener Landstraße bis Hinterbichl lassen sich trotz der kühlen Temperaturen und dem hin und wieder spürbaren leichten Nieselregen gut an und nach einem heißen Kaffee, bei dem wir trotz vorhandener Terrasse die Aussicht bis auf das Fotografieren durchs Fenster genießen, machen wir uns wieder auf den Rückweg zur Bundesstraße.
Hinterbichl
In Huben biegen wir jetzt links ab, unsere Route sieht einen Abstecher zum Luckner-Haus und zum Taurerwirt in Burg vor. Die Kalser Landesstraße erfüllt zwar alle Bedingungen für eine schöne schräglagenbetonte Fahrweise, aber mit zunehmender Höhe nimmt auch die Luftfeuchtigkeit zu und die Aussicht ab. Die für die Weiterfahrt auf der Kalser Glocknerstraße fällige Maut wird deshalb verweigert, das Lucknerhaus fällt also für heute aus und den Abstecher zum Taurerwirt lassen wir auch sausen, schließlich hatten wir vor kurzem schon einen Kaffee. Zurück im Tal wenden wir uns Lienz zu, das wir von Ampel zu Ampel von Dosen umringt durchschleichen und biegen wenige Meter hinter Lienz rechts ab zur Pustertaler Höhenstraße. Die war die Jahre zuvor immer an irgendeiner Stelle wegen Straßenbauarbeiten gesperrt und wir konnten sie in all dieser Zeit noch nie in einem Stück durchfahren, aber heute klappt es! In Abfaltersbach stossen wir wieder auf die B100, der wir bis Sillian folgen (ja, wir fahren am Abzweig zum Hotel vorbei) und biegen dort rechts ab ins Villgratental. Die gut 14km bis nach Kalkstein sind auf der mit schnellen Kurven versehenen und weitgehend verkehrsfreien Landstraße immer wieder ein Genuss! Auf der Badl Alm gibt es einen etwas verspäteten Mittagsimbiss, bevor wir die Rückfahrt bis Sillian und die Kurven bergauf zum Hotel angehen. Nach den 276km, die wir heute gefahren sind, steht Wellness auf dem Programm und die Sauna im Keller des Hotels hat einige Besucher mehr, die sich mental auf den Abend vorbereiten.
Zweite Tour
Der neue Tag begrüßt uns mit einem weiß-blauen Himmel und Sonnenschein!
Blick über Kartitsch am Morgen
Mit dieser Aussicht auf einen wettermäßig bombigen Tag starten wir nach einem ausgiebigen Frühstück gegen 9 Uhr auf unserer üblichen Strecke ins Tal und nutzen die 5 Kehren auf dem Weg nach Tassenbach schon mal, um etwas Temperatur in die Reifen zu bringen. Bis Innichen haben wir die übliche und schon von gestern bekannte Talstrecke im Verbund des morgendlichen Verkehrs zu ertragen, aber dann lockt die Nordrampe des Kreuzbergpasses mit ihren schnellen Kurven ins Friaul. Die Passhöhe selbst lassen wir ohne Halt hinter uns liegen und folgen weiter den kurvigen Verlockungen der Straße nach Padola, die sich inklusive der 4 Tornanti schnell und flüssig fahren lässt.
Kurz hinter Padola verlassen wir die SS52 nach rechts auf die SP532, um über diese fast leere, schmale Straße zum Passo San Antonio zu fahren. Wir sind diesen kleinen Pass auf dem Weg nach Auronzo di Cadore bereits im vergangenen Jahr gefahren, aber wir hatten so gute Erinnerungen daran, dass er auch dieses Jahr erneut auf dem Tourenzettel aufgetaucht ist. Kurz hinter der Passhöhe biegen wir diesmal aber Richtung Danta di Cadore links ab, um die in einem großen Bogen um den Lago Cestella führende SP6 unter die Räder zu nehmen, die etwas weiter südlich wieder auf die SP532 führt. Keine Angst, außer vier engen und hakeligen Tornanti versäumt man auf dieser Strecke nichts, gewinnt aber einige flotte Wedelkurven und einen schönen Ausblick auf die italienische Bergwelt - und die wirklich kurvenreiche Südrampe kommt erst noch. Diese hört auch erst kurz vor der Ortschaft auf, in der man an der Kirche links abbiegt, um auf dem Weg nach Süden wieder auf die SS52 zu stoßen. Den Halt zum Fotografieren der Kirche auf der gegenüberliegenden kreisförmigen Bushaltestelle schenken wir uns heute, die Bilder haben wir ja noch vom vergangenen Jahr.
Wir fahren also ohne FoPa auf der SS52 nach Süden bis Pelos di Cadore, wo sie deutlich schmaler wird als unten im Tal und sich in vielen Kurven von schnellen Schwüngen bis zu langsamen Spitzkehren zum Passo della Máuria auf knapp 1.300m üNN hochschwingt. Die Passhöhe selbst ist wegen der Bewaldung zwar als Aussichtspunkt eher ungeeignet und wir halten deshalb auch nicht an, aber diese unbekannte kleine Straße ist wegen des kaum bis gar nicht vorhandenen Verkehrs immer wieder ein Genuss. Die SS52 führt auf der Ostrampe ins Tal nach Ampezzo (nicht verwechseln mit dem anderen, da kommen wir aber noch drauf) und Priuso, wo wir nach rechts auf die noch etwas schmalere SR552 abbiegen, die uns über Forcella di Priuso und Forcella di Monte Rest nach Tramonti di Sotto führt. Nachdem wir bereits auf der Ostrampe des Passo della Máuria das Tal des Tagliamento betreten haben, queren wir diesen letzten Wildfluss Italiens zwischen den beiden letztgenannten Sätteln noch einmal und lassen ihn dann endgültig hinter uns. Mit Überfahren der Forcella di Monte Rest befinden wir uns im Tal der Meduna und folgen diesem bis Navarons. Jetzt bin ich mit dem Schreiben aber ein bisschen zu schnell, denn vorher, in Tramonti di Sotto, lockt uns ein typisches Straßencafé zu einem Cafe Americano und einem kleinen Imbiss, um uns für den Nachmittag zu stärken.
Wie bereits erwähnt, geht es danach weiter nach Navarons, hier wenden wir uns auf der SP63 nach Westen und folgen deren kurvigem Geläuf über die Forcella di Pala Barzana zum Lago di Bàrcis und von dort aus dem Flusslauf der Cellina nach Norden bis Cimolais. Von dort nehmen wir den Aufstieg zum Passo di San Osvaldo und stossen später wieder hinab ins Piavetal. Die über diesen kleinen, unspektakulären Pass führende SR251 ist zügig befahrbar, selbst die Kehren sind von ausreichend großem Radius, um sie flott durchschwingen zu können, die Strecke stellt also keine Herausforderung an das fahrerische Können, sie geht leicht von der Hand, macht aber Spass.
Aus dem Piavetal heraus geht es über die ebenso schön geschwungene, dem Tal folgende SP251 Richtung Norden bis Forno di Zoldo. Hier beginnt die Südwest-Rampe zur Forcella Cibiana, deren Erbauer wohl ein großes Herz für Motorradfahrer hatten, hier können wir neben dem guten Straßenbelag auch die sich immer wieder eröffnenden Ausblicke auf die umgebenden Berge genießen - und natürlich all die flotten Kurven, die hier eingebaut wurden! Im an der Passhöhe gelegenen Rifugio Remauro legen wir im Schatten des 2181m hohen Monte Rite noch eine Kaffeepause ein und genießen die warme Nachmittagssonne, bevor wir uns in nördlicher Richtung auf der ebenso hervorragenden Nordostrampe nach Venas di Cadore aufmachen, wo wir auf die SS51 abbiegen und dem Verlauf des Torrente Bóite nach Cortina d'Ampezzo folgen. Hier ist schon zu bemerken, dass die großen Verkehrs- und Touristenströme den großen Straßen folgen, denn hier ist schon wieder jede Menge los.
Forcella Cibiana
Nachdem wir uns durch Cortina d'Ampezzo gekämpft haben, geht es hinauf zum Passo Tre Croci auf 1810m und danach fast höhengleich dem Misurinapass entgegen. Die gut ausgebaute Straße würde trotz des etwas mitgenommenen Belages eine schnellere Fahrweise erlauben, aber der Gegenverkehr beeinträchtigt die Überholmöglichkeiten doch etwas und bremst uns zwischen den Blechdosen ein. Der große Parkplatz am Misurinasee war voll und wir bekamen auf dem kleinen Parkplatz am Nordende des Sees gerade noch ein Plätzchen. Aber bei der Windstille entschädigte der spiegelglatt daliegende See mit Blick auf das Hotel am Südende und der dahinterliegenden Bergkulisse für alle Entbehrungen bei der Anfahrt und der Parkplatzsuche.
Misurinasee
Bergab Richtung Toblach und weiter auf der Pustertaler Straße hatte die allgegenwärtige Autoschlange uns wieder, aber als wir nach 334km im Hotel ankommen, sind wir einstimmig der Meinung, dass uns die Erlebnisse des Tages auf kleinen, vom Tourismus bisher unentdeckten, nahezu unbefahrenen Sträßchen und das dazu passende sonnige Wetter keiner mehr nehmen kann!
Dritte Tour
Heute steht ein besonderes Highlight auf dem Plan, aber das verrate ich erst später. Nach dem Start geht es heute ausnahmsweise mal nicht nach links, sondern wir biegen in Kartitsch rechts ab Richtung Kötschach-Mauthen und folgen dem Lesachtal auf der B111 - und hier ein Vorschlag an die österreichischen Straßenbaubehörden: Erneuert mal die Oberfläche auf den letzten ca. 20km, das war vor einigen Jahren schon schlimm und ist jetzt einfach nur noch grausam.
In Kötschach-Mauthen nehmen wir die noch sehr leere Nordrampe des Ploöckenpasses unter die Reifen und fahren kurz nach dem letzten Tunnel auf der Passhöhe rechts auf den Parkplatz für die erste ZiPa/FoPa des Tages. Nach einer kleinen Gebirgsziegen-Eijnlage (zwecks höherer Aussicht für die Fotos) geht es dann rasch die Südrampe hinunter in den italienischen Teil unserer heutigen Tour.
Plöckenpass
Nach dem Plöckenpass biegen wir in Palluzo rechts ab und tun das nach wenigen Kilometern wieder, um die östliche Auffahrt zur Panoramica del Vette zu nehmen. Auf dem schmalen (2 Autos im Gegenverkehr verursacht jede Menge Rangierarbeit), aber gut asphaltierten Sträßchen geht es in vielen Windungen und Serpentinen am Bergrücken entlang hinauf über die Baumgrenze. Ab hier schlängelt sich die Straße am Hang entlang nach Westen und eröffnet viele phantastische Ausblicke auf die norditalienische Bergwelt. Das Mittelstück der Panoramica ist über mehrere Kilometer nur geschottert, stellt aber für einen geübten Fahrer auch mit einer Straßenmaschine kein Problem dar. Ein Befahren kann ich trotzdem nur bei schönem Wetter empfehlen, ansonsten fährt man nur durch Wolken und der Ausblick ist auch stark eingeschränkt. Aber heute haben wir tolles Wetter mit Sonnenschein und einer herrlichen Sicht auf die umgebende Berglandschafft, an der man sich einfach nicht satt sehen kann. Es fällt schwer, den Blick davon abzuwenden und sich auf die Straße zu konzentrieren, das ändern wir mit einer Pause an einer Kurve, deren Außenseite etwas weiter weg vom Abhang liegt, und wo auf einem Stück Wiese bereits ein Auto steht, an dem sich zwei Wanderer auf das Erklimmen des Hügels an der Innenseite der Kurve vorbereiten. Hier machen wir die obligatorischen Bilder und fahren nach einer halben Stunde weiter.
Panorama
Wer will, kann sich hier mit Google Street View mal ein 360°-Panorama anzeigen lassen und danach entscheiden, ob man da nicht selbst mal gewesen sein müsste. Auf unserer Weiterfahrt endet der geschotterte Abschnitt nach einem guten Kilometer und nach weiteren zweieinhalb Kilometern erreichen wir erneut eine Parkbucht, die das Abstellen der Mopeds erlaubt und zur Westseite hin von einem kleinen Wall begrenzt wird, der uns den bis jetzt durch den Bergrücken versperrten Ausblick nach Westen erlaubt:
Nachdem wir auch diesen phantastischen Ausblick lange genossen haben, meldet sich langsam die Koffein-Mangelleuchte und ein leichtes Hungergefühl wird auch bemerkbar. Günny macht darauf aufmerksam, dass wir vor knapp zwei Kilometern doch eine Pausenstation passiert haben, an der er ein paar Enduros hat stehen sehen. Wir wenden also, und tatsächlich kommen wir zum Rifugio Chiadinas, zu dem allerdings nur ein ca. 200m langer und ziemlich steil aussehender Schotterweg hinab führt. Trotz der Bedenken, ob wir da wieder hinauf kommen, wählen wir den motorisierten Abstieg und laben uns bei einer herrlichen Aussicht mit Kaffee und einer Kleinigkeit zum Essen. Thomas wagt dann als Erster die Fahrt bergauf zur Asphaltstraße, und tatsächlich ist der Anstieg auch für unsere Reisetourer kein Problem. Wir folgen dem weiteren Verlauf der Panoramica bergab und sind bald danach von Wäldern umgeben, die uns bis ins Tal begleiten. Wieder im Tal, leiten uns die Navis auf einen schmalen, abschnittsweise geschotterten Pfad, der uns in Liariis auf die SP123 zum Monte Zoncolan führt. Dort wollten wir eigentlich gar nicht hin, und wie sich später heraustellt, hat uns ein in der Route vergessener Wegpunkt hierher geführt anstatt direkt zu der im Tal verlaufenden SR355, auf die wir jetzt in Ovaro stoßen und nach Süden folgen.
Über Villa Santina und Ampezzo geht es weiter zum Lago di Sàuris, dazu nehmen wir aber nicht die SP73, die in der Ortsmitte von Ampezzo abzweigt, sondern einige Kilometer später die kleine Via S. Valentino, die über den eher unbekannten, nur 1.425m hohen Passo del Pura führt. Sie ist schmal, sehr wenig befahren und bietet mit ihren bis zum See immerhin 25 Kehren deutlich mehr Fahrspaß als die zu großen Teilen auch durch Tunnels führende SP73. Hinter der Passhöhe halten wir am Rifugio Alpino Tita Piaz auf einen Kaffee an. In der Sonne sitzend kommt auch der Augenschmaus nicht zu kurz, die italienische Bergwelt, vorbeifahrende Motorräder und nicht zuletzt das elegante Stöckelwild eines älteren Herrn bieten genügend angenehme Anblicke. Auf der Weiterfahrt stoßen wir am Ostende des Sees auf die SP73, deren mehr oder weniger scharf gebogenem Verlauf wir für die nächsten knapp 40km bis hinter Laggio di Cadore folgen, wo wir uns auf der SS52 Richtung Norden wenden und ihr bis kurz vor Santa Caterina folgen.
Dort lassen wir den Tunnel rechts liegen und fahren auf der SR48 bis zum Abzweig der SP532, der wir über den Berg anstatt durch ihn hindurch nach Santo Stefano di Cadore folgen. Die Strecke führt zwar meistens durch Wälder, aber die Kurven des Auf- und Abstiegs sind bei weitem interessanter und bieten ein deutliches Plus an Fahrspass. Im weiteren geht es über San Pietro di Cadore zur nördlichen Höhenstraße des Piavetals, der wir als kleinen Leckerbissen zum Tourabschluss über Costalta und Costa nach San Nicolò folgen. In Costalta irritiert uns ein Baustellenschild mit der Behauptung, die Straße wäre im weiteren Verlauf gesperrt und die Suche nach einer Umgehung führt uns immer wieder an dieses Schild zurück, bis wir einen einheimischen Kleinwagen sehen, der ohne zu zögern in diese Baustelle hinein fährt. Kurz entschlossen folgen wir ihm und werden mit einer kurzen Schotterstrecke belohnt, die uns den tollen Ausblick auf das Piavetal bietet. Zurück auf der SS52 sind wir einhellig der Meinung, dass sich unser kleiner Abstecher sehr gelohnt hat.
Cascata del Pissandolo
Auf der Südrampe des Kreuzbergpasses machen wir noch eine ZiPa und FoPa an der Cascata del Pissandolo und schwingen dann weiter zurück ins Hotel, wo wir nach 303km zu unserem letzten Abendessen auf dieser Tour eintreffen.