Anfahrt, zweiter Teil
Nach einem ordentlichen Frühstück machen wir uns zu dritt vom Bayrischen Paradies aus auf den Weg nach Kartitsch. Wir haben zwei Alternativen für die Route vorbereitet und entscheiden uns wegen des guten Wetters und der Vorhersage bis zum Mittag für den ersten Teil unserer Fahrt für die Strecke über den Kesselberg, entlang des Walchensees durch das Isartal (Vorderriss) zum Sylvensteinspeicher und vorbei am Achensee und weiter über Kitzbühl, Pass Thurn nach Mittersill. An einem frühen Donnerstag Vormittag ist ja nicht viel Verkehr zu erwarten und diese Vermutung bestätigt sich auch, aber leider nur bis zum Kesselberg, dort laufen wir nach den ersten Kurven auf einige Bürgerkäfige auf, die leider noch unterhalb der erlaubten Höchstgeschwindigkeit den Berg hinauf schleichen, Überholen ist erst am Walchensee möglich, aber danach haben wir freie Fahrt bis Wallgau und können die Kurven entlang des Sees richtig genießen. Auch im Isartal ist es ruhig und wir sind bis auf einige Radfahrer alleine auf der Straße. Das ändert sich wie erwartet erst mit dem Abbiegen auf die österreichische B181, auf der doch einige Wohnmobile und Urlauberautos auf dem Weg in den Süden sind, was uns aber nicht allzusehr aufhält und so erreichen wir zügig den Parkplatz an der Achensee Straße, wo wir eine Zigaretten- und Fotografierpause einlegen.
Danach geht es - leider - inmitten einer Autoschlange hinter diversen Lkw und Bussen über die Kanzelkehre hinab ins Inntal. Am Kreisverkehr verlassen wir die Autokarawane jedoch und nutzen die Landstraße nördlich von Inn und Inntal-Autobahn bis kurz hinter Angath, wo wir auf die B170 wechseln und über Brixen im Thale nach Kitzbühel fahren. Nachdem wir den dortigen Trubel hinter uns gelassen haben, geht es über die schön geschwungenen Kurven des Pass Thurn nach Mittersill. Dort wird bei einer längeren Pause den Mopeds und den Fahrern Futter zugeführt und auf Grund des vielversprechenden Himmels über den Bergen die Entscheidung getroffen, der Weiterfahrt über den Großglockner den Vorrang vor dem Felbertauerntunnel zu geben.
Die Fahrt über die B168 bis zum Abzweig nach Fusch ist zwar nicht prickelnd, aber mit der Vorfreude auf die Großglockner Hochalpenstraße erträglich. Angesichts des doch schon fortgeschrittenen Nachmittags kommen wir an der Mautstelle in Ferleiten ohne Wartezeit ans Bezahlen unserer jeweils 26 Euro Maut. Ein stolzer Preis, aber die griffige und fast leere Straße ist es uns wert. Die erste Pause legen wir auf der Edelweissspitze ein, von der sich uns trotz des bedeckten Himmels ein phantastischer Blick bis zum Zeller See erschließt.
In der entgegengesetzten Richtung sieht es leider etwas dunkler aus und wir sehen auch einige Regenbänder. Die Wettergötter haben aber ein Einsehen und wir bekommen auf der Weiterfahrt nur einige Tropfen ab, obwohl die Straße stellenweise ziemlich nass ist und hinter dem Hochtor ist der Himmel zwar bedeckt, aber wir kommen trocken an der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe an. Der dortige Parkplatz ist voll mit Motorrädern (der Beginn des Harley-Treffens am Faaker See naht), aber wir bekommen jeder einen Parkplatz an der Aussichtsterrasse. Der Blick auf die Pasterze lässt uns erschrecken, sie ist bei weitem nicht mehr so lang wie noch vor vier Jahren, als wir auf der Anfahrt zur Männertour in Kärnten das letzte Mal dort waren. Etwas ernüchtert besteigen wir unsere Maschinen und lenken sie wieder talwärts Richtung Heiligenblut und dann weiter nach und durch Lienz und auf der B100 durchs Tal der Drau nach Tassenbach, wo wir links abbiegen und den Berg hinauf fahren Richtung Kartitsch. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch fahre ich an der Stelle vorbei, an der ich bei der Abreise im vergangenen Jahr auf nasser Straße gestürzt bin, aber heute geht alles glatt und wenige Kilometer später stehen wir nach einer gemütlichen Tagesstrecke von 368km in der Garage des Hotel Waldruhe, wo wir uns nach einer Dusche in der Vorfreude auf das immer leckere Abendmenü ein Einlaufbier genehmigen, die neue Einrichtung bewundern und dann den Tag ausklingen lassen.