Zweite Tour
Auch der neue Tag begrüßt uns mit Sonnenschein und einem klaren, blauen Himmel. Nach der Stärkung mit einem kräftigen Frühstück verlassen wir Arabba nach Osten in Richtung Cortina d'Ampezzo. Auf dem Weg dorthin nehmen wir den Passo di Falzarego diesmal von der Westseite und schwingen uns nach der Passhöhe die Ostrampe hinunter bis zum Abzweig zum Passo di Giau. Mit dem geplanten schnellen Aufstieg zur Passhöhe wird es leider nichts, denn zunächst einmal hat die örtliche Straßenmeisterei beschlossen, heute mit den Ausbesserungsarbeiten der - zugegebenermaßen am Vortag doch als recht rüttelig empfundenen - Straße zu beginnen und auf einer längeren Strecke unsere Fahrbahnseite mit einem neuen Belag zu überziehen. Der weitere Anstieg zur Passhöhe wird von einer Radrennmannschaft als Trainingsstrecke benutzt und so können viele Kurven nur langsam durchfahren werden. Nach der Zigarettenpause auf der Passhöhe geht es zunächst etwas langsamer - da war doch was - hinab ins Tal nach Selva di Cadore und von dort weiter nach Pescul.
Hinter Pescul beginnt die Nordrampe des Passo Staulanza, die zunächst in sanft geschwungenen Kurven durch Nadelwald nach oben steigt und erst kurz vor der Passhöhe mit einigen Tornati aufwartet. Den links der Passhöhe liegenden Felsblock des Monte Pelmo lassen wir ebenso schnell hinter uns wie das rechts der Straße liegende Refugio und kommen sofort in das etwas kurvigere Geläuf der Südrampe. Dem Talverlauf folgend führt uns die SP251 über Mareson-Pecol und Zoldo Alto nach Dont, wo es gleich am Ortseingang rechts zum Passo Duran abgeht. Die Nordost-Rampe steigt fast gemächlich mit langen, gut befahrbaren und einigen spitzeren Kurven auf einer gut ausgebauten und mit griffigem Belag versehenen Straße an zur Passhöhe, wo rechter Hand ein Refugio mit großzügigem Parkplatz zu einer Pause einlädt.
Pause am Passo Duran
Nach einer ZiPa mit integrierter FoPa besteigen wir unsere 2Räder wieder und machen uns auf ins Tal Richtung Ponte Alto, wo wir den Cordevole überqueren. Wenn wir diesem Fluß aufwärts folgen könnten, kämen wir über Arabba bis zum Pordoijoch, wo er entspringt. Da unsere Mopeds aber keine Amphibienfahrzeuge sind und wir uns auch keine nassen Füsse holen wollen, ignorieren wir diese Möglichkeit und folgen der SP3 über 6 Kehren hinauf zur Forcella di Franche und weiter entlang der 1000m-Höhenlinie nach Gosaldo und von dort der SP347 zum Passo di Cereda. Diese teilweise schmalen, aber kaum befahrenen Straßen eröffnen ein wunderbares Alpenpanorama, so lohnt diese Strecke doppelt! Vom Passo di Cereda fällt die Straße über knapp 700 Höhenmeter ab und bringt uns über Fiera di Primiero nach Mezzano.
Von dort aus wollen wir der SP79 über den Passo di Gobbera zum Passo del Brocon und weiter zum direkt anschließenden Passo di Monte Ágaro folgen, aber hinter der Ortschaft Canal San Bovo zwingt uns eine gesperrte Brücke dazu, unser Vorhaben zu überdenken. Schweren Herzens kehren wir um, verzichten auf die beiden letztgenannten Pässe (vor allem auf den Passo del Brocon hatten wir uns mächtig gefreut) und umfahren die Sperrung auf der eher langweiligen SS50 südlich, um hinter Sorriva auf die zum Passo Forcella führende SP40 abzubiegen. Nach den vier Kehren, die uns aus dem Tal auf knapp 800m Höhe üNN bringen, leuchtet bei meiner Q die Ölstandskontrolle auf und bei einer kurzen Zwangspause kommt der Reservekanister mit Motoröl zum Einsatz. Frisch gestärkt und geschmiert geht es weiter und kurz vor Tesino stoßen wir wieder auf unsere ursprünglich geplante Route. Die Fahrt über den 910m hohen Passo Forcella gestaltet sich eher unspektakulär, die Passhöhe ist ein Hügel im Asphaltband und es geht Richtung Westen hinunter in das Tal der Brenta.
Hier beginnt in Telve der 19km lange Anstieg zum Passo del Manghen auf der wohltuend leeren SP31. Leider wird es mit zunehmender Höhe bedeckter und kühler und an der Passhöhe angekommen müssen wir feststellen, dass die Nordrampe im Nebel liegt. Das sichert uns nach dem obligatorischen Passfoto nach wenigen Metern im Gasthof am Ostufer des kleinen Lago di Cadinel die ungeteilte Aufmerksamkeit des Wirtes und einen ruhigen, beschaulichen Tisch direkt am Seeufer für den Kaffee zur obligatorischen ZiPa.
Passo del Manghen im Nebel
Die Abfahrt über die ebenfalls 19km lange Nordrampe führt größtenteils durch Wald bis nach Molina di Fiemme. Auch diese Straße haben wir komplett für uns und können die meist sanft geschwungenen Kurven auf der Ideallinie nehmen. Im Verlauf dieser Abfahrt bessert sich auch das Wetter wieder, die Wolken, die um den Gipfel des Monte Manghen waberten, haben wir hinter uns gelassen und genießen jetzt wieder blauen Himmel und Sonnenschein. Allerdings nicht für lange, denn die Südrampe zum Lavazzejoch führt wieder bis kurz vor den Scheitel durch Wald. Die breiter ausgebaute Straße beschert uns nun wieder mehr Verkehr und so ist es mit dem stetigen Dahin-Cruisen vorbei. Nach einer kurzen Pause geht es kurz nach der Scheitelhöhe wieder durch Wald talwärts nach Pont Nova; dort zweigt die SS241 nach Osten ab und führt uns über Welschnofen zum Karerpass. Die Westrampe ist leider großzügig mit Längsfräsungen übersät, was unsere Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich senkt. Deshalb verzichten wir auch auf einen Stopp an der Passhöhe, werfen nur während der Fahrt einen Blick nach links auf die Rosengartenspitze und wedeln ostwärts hinunter ins Fassa-Tal nach Vigo zu einem Tankstopp für Rechtslenker.
Dem Fassa-Tal folgen wir als Teil einer schier endlosen Blechkarawane nach Canazei, wo wir auch heute wieder die Straße zum Passo Pordoi Richtung Arabba (da war doch was mit der Erreichbarkeit :-) ) unter die Räder nehmen. Leider können auch heute nicht alle vier diese Fahrt in vollen Zügen genießen, denn diesmal wird Mischa fast abgeschossen, nämlich von einem Wohnmobil mit gelbem Kennzeichen, dessen Fahrer das Ausnutzen der gesamten Fahrbahnbreite beim Kurvenfahren trotz Gegenverkehr wörtlich nimmt. Doch dieser kleine Schreck ist bis zum Ende der Fahrt über die Passhöhe und das Ausrollen nach Arabba so weit vergessen, dass wir alle das traditionelle Einlaufbier genießen und dabei die Erlebnisse des Tages Revue passieren lassen können.